Was ist schon normal

Eines Fotografen Bildkompetenz gedeiht durch Selbstreflexion. Insbesondere der Frage nach dem Warum ist dabei einen hohen Stellenwert beizumessen. In der Auftragsfotografie mag sie manchmal einfach beantwortbar erscheinen – der Lichtbildner als Exekutive, motiviert durch finanzielle Anreize oder erhofftes Renommee –, aber im Privaten ist sie komplex. Nach der Maslowschen Bedürfnishierarchie bietet Arbeit und somit Einkommen Sicherheit. In der Kreativwirtschaft ist aber auch die Vergütung in Form von Anerkennung und Wertschätzung weitverbreitet. Kreativschaffende lassen sich mehr als ratsam mit volatilen Mitteln entlohnen. Sie hoffen, durch die Befriedigung kognitiver Bedürfnisse der Selbstverwirklichung näherzukommen. Dabei verlängert das Streben nach Fremdbestätigung den Weg zur Selbstverwirklichung. Sie trübt den Blick durch den Sucher.

Es braucht Mut, die Sicherheit, in der man sich wiegt, zu hinterfragen. Ist man sich seinen Motiven aber bewusst, verwirklicht man sich leichter. Für Individualistinnen und Individualisten, Idealistinnen und Idealisten, Perfektionistinnen und Perfektionisten, wie sie in der Branche zuhauf existieren, ist die Klärung des Warums unabdingbar. Warum fotografiere ich, was ich fotografiere?

Die Frage ist Konzept der folgenden Bildstrecke; die Antwort deren Titel. Ich hinterfrage das scheinbar Normale. Daraus resultieren Momentaufnahmen, die nicht unbedingt im Hier und Jetzt relevant sind, aber vielleicht anderswo, zu einer anderen Zeit.